Bevor Sie eine Rede halten, fragen Sie sich doch einmal, was es braucht, damit Sie selbst einer Rede interessiert zuhören würden. Womöglich hören Sie einer Trauerrede gleich zu, wenn Sie wissen, dass der Vortragende dem verstorbenen Menschen nahe stand. Die Gäste wollen natürlich gleich wissen, was der Redner zu sagen hat. Doch diese wohlwollende Aufmerksamkeit muss nicht unbedingt lange anhalten. Also: Was gehört in den Inhalt einer Trauerrede und wie beginnt man sie?
Wie eine Trauerrede aufgebaut werden kann
Die Musik macht den Anfang
Meistens leitet ein Musikstück die Ansprache ein. Dies haben in der Regel die Angehörigen ausgewählt. Es steht also in einer Beziehung zu ihnen.
Die Musik stimmt auf die emotionale Atmosphäre ein, vereint die Menschen in der Trauergesellschaft. Aber bitte nur, wenn es auch einen Sinn macht.
Mit diesem Einstieg haben Sie zugleich ein Thema, das im Leben des Verstorbenen eine Rolle spielte, angesprochen und auch eine Überleitung zur Begrüßung geschaffen.
Begrüßung in der Trauerrede
Denken Sie an ein Buch, das Sie aufschlagen. Sie lesen dann weiter, wenn Sie sich persönlich angesprochen fühlen. Den emotionalen Part hat ja schon die Musik übernommen.
Sie können nun einfach beginnen mit:
Liebe Familie, liebe Freunde – liebe Angehörige und Nachbarn …ich begrüße Sie …
Anschließend bieten sich grundsätzlich zwei Möglichkeiten für den weiteren Inhalt der Trauerrede an:
- Sie erzählen aus Ihrer Perspektive (wenn Sie den Verstorbenen kannten) eine persönliche Erinnerung oder eine Anekdote, die ein wenig die Anspannung nimmt- oder:
- Insbesondere, wenn Sie den Verstorbenen nicht persönlich kannten, schaffen Sie eine Verbindung zu den Trauergästen, indem Sie Ihr Mitgefühl ausdrücken, Ihr Verständnis für den Schmerz.
Hier können Sie auch die Todesumstände nennen, eventuell ging eine längere Krankheitsperiode voraus, die Angehörigen haben den Verstorbenen gepflegt, ihr eigenes Leben hinten angestellt u.s.w.
Außer es ist der ausdrückliche Wunsch der Angehörigen – sollte dies in der Trauerrede nicht ausgespart werden. Es fehlt sonst ein wichtiger Teil im Leben des Verstorbenen und in dem der Angehörigen.
Oft ist es Menschen auch wichtig, noch einmal in Erinnerung zu rufen, dass der Mensch nicht allein war, als er starb – und wie die letzten Minuten waren. Vielleicht haben sie die Hand gehalten. Oder Musik gespielt. Das sind oft Momente, die als sehr schön – wenn auch traurig – erinnert werden.
Wenn der Mensch allein war, als er starb, weil die Angehörigen gerade mal aus dem Zimmer gegangen sind oder in Urlaub waren, fühlen sich manche Angehörige häufig schuldig, nicht da gewesen zu sein. Hier gilt es, dieses Gefühl zu nehmen – oftmals wollen Menschen auch allein sein im Moment des Sterbens.
Bei anderen Todesumständen gilt es, sensibel dafür zu sein, woran die Angehörigen erinnert werden können, ohne sie zu quälen. Das sollte auf keinen Fall geschehen. Eine Trauerrede darf nicht verletzen oder respektlos sein.
In der Mitte der Rückblick
Den Hauptteil des Inhalts einer Trauerrede macht meist der Rückblick auf das Leben des Verstorbenen aus.
- Unter welchen Umständen ist er oder sie aufgewachsen? Herrschte Krieg, starb ein Elternteil oder ein Geschwister, welchen Beruf wollte der Mensch ergreifen, durfte er es oder war ein anderer Lebensplan vorgesehen?
- Welche Talente, welche Charaktereigenschaften hatte er oder sie.
- Wie hat der Mensch sein Leben mit all den Hindernissen gemeistert?
- Was war wichtig?
- Was hat er oder sie der Nachwelt dagelassen – an Weisheiten?
- Wie hat er oder sie die Menschen inspiriert?
Gedenken, Danken, Reflektieren
Daran anschließend passt eine Gedenkminute, in der die Trauergäste eingeladen werden, dem Verstorbenen in Stille noch etwas Ungesagtes zu sagen, oder ihm zu verzeihen oder ihn um Verzeihung zu bitten – und zu danken.
Zum Schluss bietet sich an, auf das Leben im Allgemeinen, auf den Tod zu sprechen zu kommen. Die Frage zu stellen, wie wir unser Leben leben, was uns im Leben wichtig ist. Dieser Teil der Trauerrede regt die Trauergäste an, das eigene Leben mit dem des Verstorbenen in Beziehung zu setzen und über sich selbst nachzudenken.
An dieser Stelle könnte noch eine kurze Zusammenfassung des Lebens des Verstorbenen gegeben werden, mit den herausragenden Charaktereigenschaften, die eventuell die Erfolge oder Errungenschaften ermöglicht haben.
Das Ende der Trauerrede sollte tröstlich sein, den Angehörigen Kraft und Beistand wünschen. Und eventuell auf den anschließenden Gang zum Grab hinweisen – und je nachdem, ob es geplant ist: auf ein Zusammensein im Anschluss an die Trauerfeier.
Da eine Rede einen Bogen schließen sollte – Anfang und Ende miteinander verbinden sollte – bietet sich manchmal an, einen Teil des Textes der Musik zu zitieren, dies am Ende der Rede noch einmal zu wiederholen.
Worauf sollte man beim Inhalt einer Trauerrede besonders achten
Niemand ist perfekt. Auch bei einer Rede können Fehler passieren. Doch sollten Sie sich darüber klar sein, dass die Zuhörer – bzw. Trauergäste in einer besonders angespannten emotionalen Situation sind und unpassende Formulierungen oder sogar falsche Aussagen können die gesamte Glaubwürdigkeit von Ihnen, als Vortragenden in Frage stellen.
Diese Fehler sollten Sie vermeiden:
- Falsche Namen
- Falsche Daten
- Eine unangemessene Sprache
- Humor wo er nicht angebracht ist
- Zu lang (max. 20 Min ist eine gute Länge)
- Belehrender Ton
- Unangebrachte Anekdoten
- Urteile
- Ablesen der Rede ohne Blickkontakt
- Häufigere Versprecher
- Zu schnelles Sprechen
- Nervöse Bewegungen, wie z.B. Herumfuchteln mit den Händen, von einem Bein auf das andere Treten, den Kopf hin und her drehen – Sie müssen nicht wie eine Salzsäule dastehen, aber bleiben Sie zentriert.
Trauerrede korrigieren und üben
Wenn man dem Verstorbenen nahe stand, fällt es schwer, beim Schreiben der Trauerrede und während der Rede die eigenen Emotionen unter Kontrolle zu halten. Das ist menschlich. Hilfreich ist es, wenn Sie Zeit haben, die Trauerrede zu schreiben, sie immer wieder zu überprüfen, zu überarbeiten.
Es ist ein Unterschied, ob Sie ganz persönlich für sich eine Erinnerung an den Verstorbenen schreiben oder für ein Publikum.
Ich kann Ihnen nur empfehlen, die Trauerrede dann immer und immer wieder für sich vorzulesen, sich das Weinen zu erlauben, damit Sie dann, wenn Sie die Rede halten, nicht mehr weinen müssen.
Als ich meine erste Trauerrede – noch nicht als Trauerrednerin – bei der Trauerfeier für meinen Vater hielt, da hatte ich beim Schreiben viel geweint, den Text unzählige Male vorher gelesen und mir auf jeder Seite an den Rand geschrieben: NICHT WEINEN!
Ich habe es auch tatsächlich durchgestanden. Doch es war ein mehrwöchiger, aufreibender Prozess.
Eine gute Alternative
Wenn es für Sie wichtig ist, persönliche Worte bei der Feier zu sprechen – Sie aber nicht die ganze Feier organisieren und bestreiten wollen, Sie dies lieber einem professionellen Redner überlassen, zu dem Sie Vertrauen haben, dann ist eine Alternative eine ganz persönliche Rede, die Sie eingebettet in die Trauerfeier vortragen.
Dann können Sie sich auf Ihre persönlichen Erinnerungen konzentrieren – und müssen stattdessen nicht den Ablaufplan im Kopf haben. Dann ist es auch überhaupt nicht schlimm, wenn Ihnen die Stimme versagt, Sie eine schräge Anekdote erzählen, oder Sie die Tränen nicht zurückhalten können – im Gegenteil, das berührt auch die Trauergäste. Und Sie selbst haben Ihren Gefühlen Ausdruck verliehen und können sich zugleich in der Zeremonie aufgehoben fühlen.
Gerne stehe ich Ihnen bei dieser Alternative zur Verfügung.